Wir besprechen am Telefon Daniel Sartis Wünsche und Vorstellungen zu seinem Porträt. Ich stelle ihm zwei Versionen zur Verfügung und frage nach unserem Treffpunkt. „Ich komme mit dem Zug nach Essen“, bietet er an. „Ich hole Sie vom Bahnhof ab. Dann würde ich gerne Fotos von Ihrem Umfeld sehen, das sagt ja vielleicht auch etwas über Sie aus“, schlage ich vor. Seine Antwort „Ich habe in meiner Person alles dabei“ macht mich neugierig.

Ich habe mein Porträt mit Freude gelesen.“

Daniel Sarti, Coach und Nathal-Trainer, Winnenden. Daniel Sarti nimmt auf der Recamière Platz, lässig-elegant in weinrotem Rollkragenpullover und grauer Tweedhose gekleidet, ein großer, schlanker Mann Mitte Fünfzig. „Dann fang ich einfach mal an zu plaudern“, beginnt er mit leicht schwäbischem Akzent. „Ich bin als uneheliches Kind eines italienischen Vaters und einer deutschen Mutter mit österreichischer Abstammung geboren – eine Katastrophe für meine Großeltern.“ Allein durch sein Dasein fühlte der kleine Junge sich in einer hasserfüllten Welt unschuldig verurteilt. Dazu kam, dass er im Vorschulalter miterleben musste, wie seine engsten Familienmitglieder permanent lebensbedrohlich oder schwer chronisch krank waren. Eine Atmosphäre von Angst statt Unbekümmertheit, von früher Verantwortung statt sorglosem Spiel und von Bedrohung statt Sicherheit prägte das Lebensgefühl seiner Kindheit und Jugend: Mit 16 lernte er seine jetzige Frau, damals 14 Jahre alt, kennen, mit der er noch heute glücklich verheiratet ist. „Kaum waren wir uns unserer Liebe sicher, bekam sie eine schwere chronische Darmerkrankung.“
Beruflich ging Daniel Sarti seinen Weg als erfolgreicher Banker, als er mit Mitte Zwanzig seinen Vater verlor. Er konnte den einzigen Menschen, der immer zu ihm gehalten hatte, nicht retten. „Ich bin mit ihm zu allen möglichen Alternativmedizinern gefahren, aber nach drei Monaten ist er mit 55 Jahren bei hellwachem Verstand und lebendigem Willen, in einem verkrampften Körper gefangen, gestorben. Einen Monat später wurde meine Frau zum ersten Mal operiert“, erzählt er. „Die Krankheit Ihrer Frau ist unheilbar“, bekam er nur wenige Wochen nach der Beerdigung seines Vaters zu hören – ein vernichtender Schicksalsschlag. Wieder begleitete Daniel sie zu jedem, von dem sie sich Heilung versprachen. „Nichts half. Ich war emotional enorm belastet, mein ganzes Leben bestand in dem Bemühen, das Leben der anderen zu bewahren“, sieht er rückblickend. „Ich musste mich weiterentwickeln – durch Bücher und Methoden der Selbsterfahrung.“ Er las über Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda, Tibetische Medizin, Psychologie, Zen, schärfte als erfolgreicher Banker sein intuitives Gespür für Menschen.
„Meine Frau hatte noch zwei Notoperationen, nach denen sie jede weitere Behandlung verweigerte, und ihr Blick sagte mir: Die Liebe meines Lebens gibt sich auf.“ Um vor ihr nicht zusammenzubrechen, ging er mit dem Hund in den Wald. „Aus tiefster Verzweiflung heraus, sagte ich: ,Wald, hilf du mir. Sonst hilft mir ja keiner’“, gibt er offen zu. „Ich atmete, zählte – und dann war ich weg. Blackout. Ich habe mein Bewusstsein verloren, bin erschreckt am Waldrand wieder zu mir gekommen. Noch mehr erschrocken war ich, weil ich unglaublich glücklich war! Eine Welle von Glück durchflutete mich, die mit nichts vergleichbar ist. Als ich an das Leid meiner Frau dachte, stiegen sofort Angst, Trauer, Entsetzen wieder hoch, und ich gestand mir ein: Ich kann das nicht ändern. Ich kann nur noch schauen, dass es mir gutgeht. So entschloss ich mich, in diesem Glücksgefühl, in der Freude zu bleiben.“ Von da an kümmerte Daniel sich nicht mehr um die Krankheit seiner Frau, überließ sie ihrer Verantwortung. „Das war nicht länger meine Aufgabe. Wir haben nicht mehr über das Thema Krankheit gesprochen. Und: Meine Frau war nie mehr krank.“
Am dramatischen Wendepunkt seines Lebens erkannte Daniel Sarti durch seine eigene Erfahrung: Das Gefühl ist der Schlüssel. Es verändert alles, das eigene Denken, Handeln, In-der-Welt-Stehen und die Wirkung auf andere. „Mein Gefühl ist eine Frequenz, die sich überträgt“, ist er sich sicher. „Es war für meine Frau nicht möglich, in dieser Nähe zu mir krank zu bleiben.“ Beide kündigten ihre Jobs und genossen ihr Leben als Profitänzer. „Und nebenbei begann ich zu coachen. Ob im Sport, beim Tanzen, in der Beziehung oder im Job – negative Gefühle bewirken negative Ergebnisse, das war mir völlig klar.“
2004 erlernte Daniel Sarti die Nathal-Methode, ein Mentaltraining, durch das man gleichzeitig Glücksgefühle integrieren und bisher ungenutzte Hirnfrequenzen synchron aktivieren kann. „Durch diese Übungen kommt es zu einem intuitiven Wissen und Output an Kreativität und Lösungen, die man durch Nachdenken nicht erreichen kann, und zu einer Verbindung mit der höchsten perfekten Kraft, die alles lenkt und steuert“, formuliert er vorsichtig. In seinen 5-Tages-Seminaren unterweist er Teilnehmer jeden Alters, die in unterschiedlichen Bereichen nach ihrer Begabung oder nach neuen Lösungen suchen, in dieser Methode. „Keiner wird alleingelassen. Sie gehen als sichtbar neue Menschen nach Hause“, freut er sich. „Das ist eine beglückende Arbeit, überhaupt nicht anstrengend und macht mich innerlich sehr zufrieden.“ Heute sieht er: „Ich wusste immer: Es gibt ein gutes Leben mit einer Verbindung zu höchsten Lösungen für jeden Menschen. Das ist meine Berufung. Wir dürfen niemals denken oder akzeptieren, dass wir eingeschränkt sind, dann sind wir in der Lage, Großartiges zu erleben und am Ende nach einem wirklich erfüllten Leben zu gehen. Aus heutiger Sicht waren meine Kindheit und Jugend das Beste, was mir passieren konnte, obwohl es grauenhaft war – ein Sprungbrett, das sich weit nach unten gebogen hat, um umso kraftvoller in die Höhe zu schnellen.“
Seine Vision für die Zukunft: mehrere Übungszentren aufzubauen, damit die Gemeinschaft von kreativen Menschen wächst. „So, wie Einzelne Großes in der Welt bewirkt haben, so können auch Einzelne im Kleinen viel verändern. Und wenn sie dabei noch glücklicher und empathischer werden – dann hab ich eine gute Arbeit geleistet“, sagt er abschließend. Nach einem gemeinsamen Essen bei meinem Stamm-Italiener bringe ich ihn zum Bahnhof. Am nächsten Tag zaubert mir seine Mail ein Lächeln ins Gesicht: „Liebe Heike, vielen Dank für diesen wunderbaren Tag mit dir. Freue mich auf das, was kommt, und melde mich dann wieder. Liebe Grüße, Daniel.“ Daniel Sarti ist ein Mensch, der – für sich und andere – in der Freude lebt und damit weite Kreise zieht.
Dr. Heike Jacobsen