Gedanken zum Wert Absolutheit

Wenn wir zuweilen nach allem streben, was jenseits menschlicher oder sachlicher Unzulänglichkeiten liegt, dann laufen wir Gefahr, ein unmenschliches Ideal von Perfektion zu verfolgen.
Manche streben nach dem perfekten Körperbild und versagen sich jeglichen Genuss, manche nach Fehlerfreiheit in allem, was sie tun. Perfekt sein zu wollen verursacht oft enorme Blockaden, mit Dingen überhaupt zu beginnen. Man bleibt im Stadium des ewigen Schülers, der noch nicht so weit ist, der sich noch vorbereiten muss, der noch nicht gut genug ist.

Manche Erwachsenen richten ihr Leben danach aus, die Anerkennung ihrer ersten Vorbilder zu gewinnen. Unter Umständen verbringt jemand sein ganzes Leben im falschen Beruf, wird Banker statt Schriftsteller, um einmal von seinen Eltern diesen Satz zu hören: „Ich hab dich lieb und ich bin stolz auf dich”. Und hat doch das Gefühl, nicht zu genügen.

Andererseits orientieren wir uns in die Zukunft hinein an unseren Werten, am Ideal, am Erstrebenswerten, vielleicht am Absoluten, was auch immer jeder darunter fassen kann.

Apollinisches und Dionysisches

Zwischen beiden Polen bewegen wir uns innerlich hin und her. Gerade Menschen mit vielfältigen Begabungen und hohen Ansprüchen an andere und vor allem an sich selbst, sind selbst oft ihre schärfsten Kritiker. Als würden sie sich innerlich an einer apollinischen Kraft von Struktur, Klarheit und Ordnung messen.

Das Apollinische braucht jedoch das Mitreißende, Schöpferische des Dionysischen als Ergänzung. Die größten Kunstwerke der Menschheit beruhen auf dem alle Formen sprengenden Schöpfungsdrang in Verbundenheit mit gestaltenden Ordnungsprinzipien.

Vielleicht liegt darin die Kraft der menschlichen Mitte, auszuhalten zwischen Chaos und Ordnung, zwischen abbauenden und aufbauenden Kräften zu leben und wirksam zu sein. Im Kleinen wie im Großen.

Was verdient in Ihrem Leben Umgestaltung und was möchten Sie bewahren? Welche Erinnerungen möchten Sie verewigen?