BlogGedanken zum Wert Achtung

Wer Achtung übt, dem ist es etwas Wesentliches, im anderen das Wertvolle zu erkennen.

Häufig begegnet uns im Alltag das Gegenteil: Unser Umgang untereinander ist oft zu schnell, zu ungeduldig, zu gereizt. Gerade Hochbegabte verlieren manchmal die Geduld mit anderen, die in ihren Augen zu langsam denken und agieren. Im schlimmsten Fall entstehen so Arroganz und Missachtung. Ein Urteil ist schnell gefällt. Worte werden gewechselt, die treffen, verletzen und nicht zurückgenommen werden können.

Auf der anderen Seite mangelt es an Selbstachtung, Selbstwert und Selbstbewusstsein. Wem alles leichtfällt, der schätzt nicht, was er kann. Wer viele Begabungen hat, der weiß nicht, was ihn ausmacht. Und wer erfolgreich und beliebt ist, kann nicht sicher sein, ob er auch wirklich gemeint und geliebt ist.

Im andern und in uns selbst das Wertvolle zu erkennen setzt voraus, sich wirklich zu interessieren. Oft genug messen wir uns oder anderen einen Wert zu, der auf äußeren Kriterien wie Karriere, Einkommen, Ruhm, Attraktivität beruht. Solange hier alles stimmt, halten wir das vielleicht sogar für selbstverständlich und angemessen.

Sobald das Leben uns mit Verlusten zusetzt, können wir unsere Anstrengung erhöhen, das Niveau zu halten, aber das gelingt nicht immer. Niemand ist vor Rückschlägen und Schicksalsschlägen gefeit. Dann unsere Würde zu behalten und unsere Selbstachtung und auch die Achtung vor anderen zu bewahren kostet Energie. Wir beginnen zu kämpfen. Alles wird anstrengend.

„Die Ehre ist ein geistiger Besitz des Menschen.
Ein Besitz, welcher erworben wird dadurch, daß man solche Handlungen tut,
welche die Achtung der Welt verdienen.”
(Max Haushofer)

Größe

Sobald wir dem, was wir tun, einen Sinn beimessen können, fließt uns neue Kraft zu. Davor steht die Akzeptanz zu bejahen, was ist. Es muss nicht immer das große Lebenswerk sein, an dem wir arbeiten. Und wer weiß schon, ob wir nicht genau das gerade schaffen?

Größe bewahren heißt für mich nicht aufzugeben, tapfer zu bleiben und zuversichtlich zu werden. Ich glaube, dass wir auch in schwierigsten Umständen wachsen und in allem einen Sinn finden können. Wir sind wie eine große Erzählung. Manche Kapitel führen uns scheinbar in die Irre, aber wir schreiben sie letztlich selbst und sie leisten ihren Beitrag in der Choreografie des Gesamten. In diesem Sinne verdient jeder Mensch unsere Achtung und jede Biografie Respekt.

Mit wie viel Selbstachtung blicken Sie auf Ihre Lebensgeschichte? Und welches Kapitel daraus möchten Sie erzählen?