Gedanken zum Wert Dickköpfigkeit

Jeder Weg beginnt leichtfüßig und voller Schwung. Ein neues Ziel leuchtet in der Ferne auf. Es verheißt Verwandlung, Glück, Freiheit. Wir versprechen uns viel davon: ein ganz anderes Leben. Ist das möglich?

Wir nehmen uns immer mit auf den Weg, auf den einsamen Weg, der immer steiniger wird. Karges Gestrüpp zerrt an uns, spitze Steine und Felsbrocken erschweren den leichten Tritt. Die Steigung nimmt uns den Atem. Hinter der nächsten Biegung könnte sich ein Abgrund auftun, der Nebel wird immer dichter. Gefahr droht. Wir zweifeln an unserem Vorhaben. Die Kräfte erlahmen.

Wir stellen uns in Frage. Wir stellen alles in Frage, verlieren für kurze Zeit das Ziel aus den Augen, während Angst langsam in uns aufsteigt. Warum schlugen wir die Warnungen anderer in den Wind? Wären wir nicht besser gar nicht erst losgegangen? Eine Umkehr kommt nicht mehr in Betracht. Wir sind zu weit gegangen, um jetzt noch umzukehren. Der Weg wird zur Qual. Freudlos, mühsam, einsam kämpfen wir uns Schritt für Schritt vorwärts, immer weiter nach oben. Der Nebel lichtet sich. Ein Ausblick belohnt unsere Anstrengung, und wir sehen: Weite, Licht. Die Erkenntnis, doch bereits etwas erreicht zu haben, lässt uns durchhalten. Gib jetzt nicht auf, geh weiter, lass dich von Widerständen nicht aufhalten, sagen wir uns, während wir mit eiserner Willenskraft unbeirrbar unseren Weg weiterverfolgen. Wir spüren die Anstrengung und erleben Kraft darin. Kraft, etwas durchzutragen, Langmut, Tapferkeit.

Nach einer Biegung plötzlich das Unglaubliche, lang erwartet, kaum noch erhofft. Der Anblick raubt uns den Atem: Unter uns die undurchdringliche Wolkendecke, die wir durchwandert haben, über uns sanftes Himmelsblau, Licht, letzte Sonnenwärme. Es ist geschafft. Welches Glück. Alles erscheint verwandelt, lebendiger, farbenreich. Der Schmerz und die Anstrengung sind vergessen. Wir dürfen kurz Rast halten und genießen, demütig und stolz zugleich. Wir sind ein anderer geworden. Wir sind angekommen, beheimaten uns wieder in der Schönheit der Welt. Dankbar blicken wir zurück. Und setzen uns vorsichtig ein neues Ziel.

„Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ (Buddha)