Andrea RanschtEin regnerischer und kühler Sommertag mitten im Juni. Die Sonnenschirme im Kölner Biergarten bleiben zusammengefaltet, die Klappstühle lehnen an den Terrassentischen, wir wärmen uns drinnen mit frischem Ingwertee. Andrea Ranscht trägt einen weichen Pullover mit Wollschal in Dunkelblau, dazu einen grauen Hosenanzug, chic und bequem. Zwei breite Silberringe schmücken ihre Zeigefinger. Eine zierliche Frau mit dunklem Pagenschnitt, leicht gebräunt, die Augen betont sie mit einem exakten Lidstrich.

Selbstständig ist sie seit dem 1.1.2000, in Kurzform bezeichnet sie sich als Trainerin und Coach. „Je nachdem, mit wem ich rede, füge ich hinzu: Ich mache Managementtrainings. Ich mache Führungskräftetrainings. Ich mache Kommunikationstrainings. Ich mache Verkaufstrainings. Und natürlich auch Coachings“, erklärt sie. Ihr Portfolio hält sie bewusst sehr breit. Nach einer Lehre als Buchhändlerin jobbte sie bereits als Studentin der Germanistik und Kunstgeschichte im Telemarketingservice einer Bank, kam früh in eine Führungsposition. Ein amerikanischer Konzern warb sie ab und übertrug ihr die Leitung der Abteilung für Training und Beratung. Ihre Idee, in die Selbstständigkeit zu gehen, wurde von ihrer damaligen Chefin voll unterstützt. Die Kunden nahm sie mit. „Etwas Besseres konnte mir nicht passieren“, lacht sie.

Ihre Kunden erhält sie ausschließlich durch Empfehlung und Kooperationspartner. Vom Impulsvortrag während eines Businesslunches über Ein-Tages-Trainings bis zu Modulen, die über Jahre laufen – Andrea Ranscht liebt, was sie tut. Sie hilft Mitarbeitern, noch besser zu verkaufen, effizienter mit Kunden zu kommunizieren, und unterstützt im Coaching die Selbstreflexion und -entwicklung von Führungskräften. „Eine Zeit lang war ich Weiterbildungsjunkie, habe Methoden und Tools gesammelt“, sagt sie. „Jetzt bin ich gelassener, zeige sehr viel von mir persönlich, weil ich glaube, dass es anderen hilft, sich am Beispiel wiedererkennen zu können.“ Nahbar und locker, gleichzeitig anspruchsvoll und qualitätsbewusst – Andrea Ranscht arbeitet gerne klassisch an der Pinnwand und am Flipchart, setzt spielerisch Simulationen zu Szenen ein, sitzt auch mal ganz unkonventionell auf dem Boden dabei. Ihre Stärke: Mit Einfühlungsvermögen und schneller Auffassungsgabe begreift sie intuitiv, was ihre Kunden bewegt, bringt Beispiele aus dem Alltag, in denen die Teilnehmer sich sofort und leicht wiederfinden.

Andrea Ranscht ist bereits jetzt für die nächsten eineinhalb Jahre im Voraus gebucht. Mit Ende Vierzig denkt sie daran, sicher noch 20 Jahre zu arbeiten, vielleicht in Zukunft etwas weniger unterwegs zu sein. Im nächsten Jahr möchte sie wieder Workshops zur Persönlichkeitsentwicklung anbieten, lässt auch hier Eigenes mit einfließen: „Alles, was ich selbst an Entwicklung durchlaufen habe, integriere ich in meine Arbeit, zurzeit ist das Yoga.“ In einer Ayurveda-Kur auf Sri Lanka entdeckte sie die Asanas für sich, im August wird sie sich auf Ko Samui zur Yogatrainerin ausbilden lassen, um ihrem Anspruch an Professionalität zu genügen. „Führungskräften mit Schlafproblemen zeige ich zum Beispiel im Coaching, welche Übungen hilfreich sein können, um zur Ruhe zu kommen.“ Energie geben ihr ihre Patenkinder, eine gesunde Lebensweise und vor allem auch ihr Wille, den Fokus ihrer Aufmerksamkeit konsequent auf das Positive und Schöne zu richten und so – für ihr eigenes Glück eigenverantwortlich – das Leben zum Guten zu wenden. Diese Haltung strahlt sie aus. „Sie sind eine schöne Seele“, erklärte ihr neulich ein Trainingsteilnehmer. „Sie haben die Welt heute ein Stückchen besser gemacht.“ Diese Momente bleiben, machen dankbar, erfüllen sie mit Demut.

Ihre Arbeit sieht Andrea Ranscht als Privileg und Bereicherung an. 2002 bekam auch sie die Wirtschaftskrise zu spüren, suchte sich kurzerhand einen Nebenjob, bildete sich weiter und biss sich durch. Aufzugeben kam nicht in Frage. Mit starkem Selbstvertrauen, alles meistern zu können, überbrückte sie das Tief. „Ich lebe keine Kompromisse, beruflich wie privat. Ich hatte viele Krisen in meinem Leben. Das macht mich authentisch und verständnisvoll.“ Mit Menschen zu arbeiten, die Welt der Wirtschaft humaner und herzlicher zu gestalten, das ist ihre Leidenschaft, das begeistert sie. „Vielleicht kann ich dazu beitragen, dass Kunden sich nicht mehr wie eine Nummer fühlen, sondern als Menschen wahrgenommen werden, dass Mitarbeiter nicht mehr nur zu funktionieren brauchen, sondern auch Menschen sein dürfen. Der Gedanke gefällt mir“, schmunzelt sie und genießt schweigend.

„Kommos“ bezeichnet in der griechischen Tragödie den Wechselgesang zwischen Schauspieler und Chor, für Andrea Ranscht den Dialog zwischen Trainer und Teilnehmern, Coach und Coachee, Führungskräften und Mitarbeitern, Mitarbeitern und Kunden, das Gespräch zwischen ihr und der Welt. Freiheit im Sinne von Selbstbestimmtheit, Wohlwollen, Toleranz, Respekt, Loyalität, Ehrlichkeit, Gesundheit und Liebe sind Werte, die ihr wichtig sind. Sie vertraut ins Leben, in andere und in sich selbst, möchte sich zu noch mehr Authentizität und Ganzheit weiterentwickeln. „Die Buddhisten sagen, dass wir mit der Welt letztendlich eins sind. In diesem Gefühl möchte ich mich gerne weiter festigen und es weiterhin in meine Arbeit integrieren“, schließt sie.

Andrea Ranscht ist und bleibt gefragt – fachlich kompetent, professionell, leistungsorientiert, empathisch und entwicklungsfreudig. Sie lässt sich nicht auf einen Stil festlegen, kann streng und locker zugleich, anspruchsvoll, großzügig und humorvoll sein. Voller Elan trainiert sie für den New York Marathon in diesem Jahr und erzählt im gleichen Atemzug, dass Erfolg nicht das Wichtigste im Leben ist. Das Beste für ihre Kunden? Natürlich: Inhalte, Tools, Methoden. Letztlich: ihre facettenreiche und tiefe Persönlichkeit.